Bei Dachzelten ist das Lüften nicht nur ein Luxus, sondern zu jeder Jahreszeit eine absolute Notwendigkeit. Im Grunde genommen ist das Lüften der wichtigste Faktor zur Wahrung der Luftqualität im Zelt. Beginnen wir also mit dem “Warum”, bevor wir uns dem “Wie” zuwenden.
JAHRESZEITEN
Hochsommer: schwüle Tage und heiße Nächte. Wenn du in dein Dachzelt kletterst, das einem Backofen gleicht, wirst du jede Öffnung aufreißen wollen, um jeden kleinsten Windhauch reinzulassen. Du liegst auf der Matratze und kommst wahrscheinlich ins Schwitzen.
Frühling und Herbst: Das Wetter kann alle Stadien durchlaufen, von kalt und trocken bis warm und feucht, von kalt und feucht bis warm und trocken. In der einen Nacht ist es warm, in der nächsten verkriechst du dich unter der Bettdecke.
Winter: Man weiß, draußen ist es klirrend kalt, und versucht, Hitze zu speichern und alles dicht zu verschließen, damit keine warme Luft entweicht oder Kälte eindringt.
Die Jahreszeit—oder wie hoch oder niedrig die Temperaturen sind—spielt keine Rolle: Ein paar Regeln gelten immer. Erstens, wir sind Warmblüter, die beim Ausatmen und durch jede Pore unserer Haut Körperflüssigkeit abgeben. Wir können es nicht kontrollieren, aber wir tragen zu einer warmen, feuchten Atmosphäre bei. Und genau hier liegt das Problem: Die Feuchtigkeit, die wir produzieren, dringt in Matratze und Schlafsack, setzt sich auf dem Zeltmaterial ab…und bleibt dort hängen.
Irgendwann fühlt sich dein Bett vielleicht feucht an, es riecht muffig oder du siehst Schimmel auf den Oberflächen. Um ehrlich zu sein, wenn deine Sinne nur eines dieser Warnsignale wahrnehmen, solltest du dich auf die Suche machen. Und zwar überall.
In den wärmeren Monate ist es einfacher, weil wir das Zelt gerne offen lassen. Aber die kalten, feuchten Monate bringen eine Reihe von Problemen mit sich:
— Wir wollen nicht, dass Feuchtigkeit eindringt, also halten wir alle Öffnungen geschlossen.
— Wir vergessen, dass wir vielleicht feuchte Kleidung und Schuhe mit ins Zelt nehmen, die, Gott bewahre, drinnen bleiben, weil am nächsten Morgen die Sonne scheint und wir keine Regenjacke brauchen.
— Nicht so offensichtlich: Zeltmaterialien unterscheiden sich. Softshell-Zelte bestehen aus Zeltgewebe und einem stützenden Metallgerüst. Hartschalen- und Hybridzelte haben große feste Flächen, weiches Zeltgewebe und Metallgerüste, die das Dach tragen und alles stabil halten.
Verschiedene Materialien reagieren unterschiedlich auf verschiedene Temperaturen; und überall bildet sich Kondenswasser. In den Ecken, an Schrauben und Muttern, an Gasdruckfedern, auf dem Boden unter der Matratze.
Glaube mir, Kondenswasser ist überall. Es ist heimtückisch, weil man es nicht immer sieht, und es ist ein größeres Problem als der stärkste Regenguss—man sieht, wo der Regen durch offensichtlichen Öffnungen wie Tür, Fenster oder die feuchte Kleidung, die man getragen hat, eindringt. Kondenswasser hingegen bildet sich überall dort, wo warme Luft auf eine kalte Oberfläche trifft.
Du denkst, ich schweife ab? Nein, Kondenswasser und Belüftung sollten ganz oben auf deiner Sorgenliste stehen, und zwar in großen, fetten Buchstaben.
VORBEREITUNG
Schau dir das Zelt, das du vielleicht kaufen willst, genau an und stelle Fragen.
Weiche Oberflächen
Lass dich nicht von hauchdünnen, silikonbeschichteten, wasserdichten Hightech-Stoffen täuschen, die vielleicht federleicht sind—aber sie sind nicht atmungsaktiv. Wenn du morgens aufwachst, läuft Kondenswasser innen an den Zeltwänden herunter. Schwerere Kunststoffe, die mit hoher Wasserdichtigkeit glänzen, haben das gleiche Problem. Canvas (Segeltuch/Baumwolle) dagegen ist zwar schwer, aber atmungsaktiv.
Informiere dich beim Hersteller oder Verkäufer über die Atmungsaktivität des Materials, die Wasserdichtigkeit und bei Canvas darüber, ob die Schutzschicht auf der Innen- oder Außenseite aufgebracht wurde. Siehe auch 7/31 Wetterschutz.
Das Zeltmaterial muss atmungsaktiv sein.
Harte Oberflächen
Du kennst das, wenn du mitten im Winter ins Auto steigst und die Heizung noch nicht läuft: Du atmest und die Scheiben beschlagen. Kondenswasser. Dasselbe gilt für alle harten Oberflächen im Dachzelt. Ist das Dach isoliert? Gibt es Nieten oder ähnliches aus Metall, die als Kältebrücken fungieren—hier sammelt sich die Feuchtigkeit, bevor sie in weiche Zeltgewebe eindringt.
Haben die harten Materialien abgerundete Ecken oder sind sie scharfkantig? Je runder die Ecken, desto besser die Luftzirkulation.
Achte auf weiche Formen, gute Isolierung und auf mögliche Kältebrücken. Erkundige dich, ob die Materialien gegen Schimmelbefall behandelt wurden.
Matratzen
Wir haben uns bereits in 10/31 Matratzen für Dachzelte damit beschäftigt. Eine Antikondensationsmatte/-Mesh ist keine Option, sondern ein Muss. Unter der Matratze kann es sehr ungemütlich werden. Stell dir vor, Schweiß sickert durch die Matratze auf den kalten Boden, setzt sich ohne Luftzirkulation ab und wird dann jede Nacht wieder erwärmt—ein regelrechter Brutkasten für Bakterien.
Antikondensationsmatte/-Mesh ist ein Muss.
Fenster, Türen, Dachöffnungen
Je mehr, desto besser. Und zwar nicht nur solche, durch die man hinaussehen kann, sondern auch solche, die man öffnet, um frische Luft herein- und verbrauchte Luft hinauszulassen.
Vergiss aber nicht alles, was kreucht, fleucht, saugt, beißt und sticht. Alle Türen und Fenster sollten mit Moskitonetzen versehen sein, deren Maschen klein genug sind, um die kleinen Biester draußen zu halten.
Ein kleines Vordach über Fenstern und Tür erlaubt, dass diese bei jedem Wetter geöffnet werden können, ohne dass Regen oder Schnee eindringen.
WIE UND WANN LÜFTEN
Das morgendliche Lüften des Zeltes ist nicht in zehn Minuten erledigt. Man hat sechs, sieben, vielleicht acht Stunden darin geschwitzt und geatmet, also sollten die weichen Materialien so gut und so lange wie möglich trocknen können. Wenn du früh aufbrechen musst, öffne das Zelt wieder, sobald du dein Ziel erreicht hast.
In heißen Sommernächten versteht es sich von selbst, die Fenster offen zu lassen. Aber das gilt auch für alle anderen Jahreszeiten. Selbst wenn es draußen richtig kalt ist, sollte man lüften und nicht in die Falle tappen, Hitze zu speichern oder sich so warm anzuziehen, dass man ins Schwitzen gerät und alles noch schlimmer macht.
Bei Regen und anhaltendem Nebel saugen sich weiche Materialien mit Feuchtigkeit voll, und es besteht die Gefahr, dass du beim Verlassen des Camps ein feuchtes Zelt einpacken musst. Es versteht sich von selbst, dass man das Zelt so schnell wie möglich öffnen und gründlich trocknen lassen muss. Wenn das nicht möglich ist, weil du dich z.B. auf einer windigen Insel mit 14 Tagen Regen befindest, tu es einfach später, wann immer du die Möglichkeit dazu hast.
Ein weiterer Punkt, auf den du achten solltest, ist die Sauberkeit. Man sollte es vermeiden, Sand oder Schmutz ins Zelt zu bringen, aber du musst trotzdem damit rechnen, dass sich in den Ecken des Zeltbodens etwas ansammelt. Dieses saugt auch Feuchtigkeit auf und trocknet langsamer, was die Gefahr von Geruchs- und Schimmelbildung erhöht, wenn es nicht gereinigt wird.
Lüfte, trockne und reinige dein Zelt gründlich am Ende jeder Reise und vor der Einlagerung. Wenn möglich, öffne das Zelt von Zeit zu Zeit und lüfte Zelt und Matratze.
FAZIT
Lüften ist mehr als nur das Öffnen der Fenster. Es ist extrem wichtig für deine Gesundheit und die deines Dachzeltes. Du gibst viel Geld für das Dachzelt aus, also solltest du alles tun, um es gut zu erhalten.
Prüfe vor dem Kauf die Materialien und die Konstruktion des Zeltes. Wie viele Fenster, Türen und Lüftungen kannst du tatsächlich öffnen? Liegt die Matratze auf einem Mesh/einer Antikondensationsmatte?
Lüfte nach dem Kauf so oft wie möglich, trockne das Zelt nach einem Regenschauer gründlich und lüfte auch den Schlafsack richtig aus. Lüfte im Winter nachts und wickele dich selbst gegebenenfalls warm ein.
by: Mike Brailey